LSTP System am Kamuzu College of Nursing

Leider ist der Eintrag nur auf English verfügbar.

Fotogalerie

Die „KCN 2011 Fotogalerie“ wurde nun freigeschaltet und das KCN wird regelmässig neue Bilder publizieren, um das laufende Projekt zu dokumentieren.

Das Foto zeigt den ICT Systemadministrator, wie er mit dem neuen Flat Panel Console Kit beschäftigt ist 😎

Oberst Kurtz

Look, please don’t get me wrong. But sometimes I feel like disappointed, cause I am not the person who likes to push and force things, but I like to see projects running with a certain automotive flow.

What I am strongly hoping and wishing is to establish and feed an autonomous and independent ICT movement which could compete with western and international standards. But as long as ICT donations do not turn into self deployment, I do not have any interest in feeding neo-colonial development aid and „begging culture“.I am sure you understand my point. It does not come with anger or frustration, but the intention to kick your University towards a paradigm shift which should lead to a thinking and understanding of independence and freedom.

„Anthu Ozindikira amagwirisa ntchito Free Software“ (Self thinking humans use Software Libre)
The world is shifting and the political and commercial interest of western countries into Africa are trying to establish neo-imperial dependencies, which are deadly for African cultures.

I don’t like the role of the Imperialist Colonel Kurtz from Joseph Conrad’s story „Heart of darkness“. I want you, Poly and KCN to show that you can do it on your own. And don’t need the doctrine of western economies. This has not yet happened to a satisfiable extent, I think.

Maybe you can show and prove what Poly is doing with the gained knowledge and report how far the ICT dept. is working on research in the field of innovative ICT solutions?

Take care & all the best, Akulu-Akulu Alex

Mitarbeiter des Jahres

Wilson Upindi, einer meiner ehemaligen Studenten während des Malawi Projekts „Exterminate all the Brutes 2006“ an der Polytechnic in Malawi, wurde kürzlich zum Mitarbeiter des Jahres der Stanbic Bank Blantyre gewählt, wo er als GNU/Linux System Administrator arbeitet.

Herzliche Gratulation, Wilson!

Lieferung der Server & Thin Clients


Nachdem ich die Offerte der Firma IT Point Systems AG bezahlt habe, wurden nun die beiden Server und die 40 Thin Clients nach Lilongwe, Malawi, geliefert. Nach ca. 2-3 Wochen werden sie von den ICT Leuten des KCN beim Zoll am Flughafen LLW abgeholt werden können. 😎

Projekt Start v. 3 (2011)

Exterminate all the brutes v. 3.0“ wurde gestartet. – Bleibt dran!

Interview mit Christian Imhorst

elyps

Christian Imhorst hat für das Online-Magazin „Freies Magazin“ ein Interview mit mir gemacht:

1. Erzähl doch bitte zuerst von dir. Wie ist dein beruflicher Werdegang, was machst du heute?
Nach meiner abgeschlossenen Lehre als Landschaftsgärtner und nach gestalterischer Matura habe ich an der École cantonale d’art de Lausanne (Écal) erst Grafik-Design und Cinéma studiert. Abgeschlossen habe ich dann mein Studium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich (HGKZ) [1] im Bereich „Neue Medien“. Das war im Sommer 2005. Bereits während meines Studiums an der HGKZ wurde mir hier eine Stelle als GNU/Linux-Systemadministrator angeboten, wo ich bis heute arbeite. Nebenberuflich engagiere ich mich in der Kunstszene Zürich und der Free Software Foundation Europe (FSFE). Seit 2006 bin ich dort im Kernteam.

2. Wie kamst du zu Freier Software?
Bereits als Kind hatte ich dank meines Vaters, der in den 80er Jahren Systembetreuer von Unix-Umgebungen war, Zugang zum Usenet und zur „Kommandozeile“. Was den Umgang mit Computersystemen angeht, war ich immer der klassische Autodidakt. Das „Bewusstsein“ für die GNU-Bewegung konkretisierte sich jedoch erst während meines Studiums in den „Neuen Medien“. Glücklicherweise hörte Georg Greve [2], der Präsident der FSFE [3], von meinem Engagement in Malawi und dem Projekt, worauf wir uns per E-Mail kennen gelernt haben.

3. Wann und warum warst du zum ersten Mal in Malawi?
Im Rahmen meines Studiums an der HGKZ verbrachte ich 2004 ein Auslandssemester in Malawi. Anfangs plante ich drei Monate an der University of Malawi the Polytechnic verschiedene Dienste und Strukturen aufzubauen und umzustellen. Aus den drei Monaten wurden dann sieben, weil es einerseits viel zu tun gab und ich andererseits schnell Gefallen an der Kultur, dem Land und den Menschen fand.

4. Wie bist du auf die Idee gekommen, an der Polytechnic in Blantyre zwei Computernetzwerke mit Edubuntu einzurichten?
Da ich bereits 2004 intensiv mit dem Bibliothekar der Polytechnic, Martin Thawani, zusammengearbeitet habe, wurde ich schnell mit der Problematik der Verteilung und Zugänglichkeit von Wissen an afrikanischen Schulen vertraut gemacht. Ich wollte bei einem erneuten Projekt sicherstellen, dass insbesondere die Studierenden bei der Nutzung des Internets nicht zu kurz kommen würden. So plante ich für das Projekt, welches dann Ende 2006 stattgefunden hat, zwei Computernetzwerke an der Bibliothek mit Edubuntu aufzusetzen.

5. Warum fiel die Entscheidung auf Edubuntu als Betriebssystem?
Es war schnell klar, dass weder die Universität noch ich selbst die Kapazitäten besitzen würden, zwei Computernetzwerke über längere Zeit zu betreiben und zu unterhalten. Da Wissen über die Debian-Distribution an der Polytechnic bereits vermittelt wird und Ubuntu als „Afrikanische GNU/Linux-Distribution“ bekannt ist, fiel die Entscheidung leicht. Zudem eignet sich Edubuntu wegen des vorkonfigurierten LTSP (Linux Terminal Server Project) hervorragend für ThinClient-Netzwerke. Der Aufwand an der Konfiguration des Systems selber konnte demnach minimal gehalten werden. Übrigens besitze ich bis heute über SSH einen Zugang auf beiden Servern, damit ich regelmäßig per aptitude Systemupdates vornehmen kann.

6. Warum fiel die Entscheidung auf moderne ThinClients?
Ich suchte nach einer Möglichkeit, den Missstand an der Bibliothek der Polytechnic beheben und Wege zu finden, damit die Studierenden leichteren Zugang zu Wissen erhalten. Anfang 2006 wurden dann an Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich alte Citrix Metaframe-Systeme durch neuwertige abgelöst. So kam die Idee, die Bestellung der ThinClients zu vergrößern, um das Malawi-Projekt welche zur Verfügung haben und gleichzeitig die Polytechnic der neuesten Technologie auszustatten. ThinClients ließen sich wegen des geringen Gewichtes relativ kostengünstig nach Malawi transportieren. Außerdem war mir klar, dass die ThinClients nicht so stark unter schwierigen klimatischen Bedingungen leiden würden wie Desktop-Computer.

7. Gab es Widerstände an der Polytech oder von anderer Stelle gegen das Projekt? Wenn ja, wie sahen diese aus?
Es gab Widerstände. Wie auch an europäischen Unis gibt es an der Polytechnic interne Machtspiele. In einer fremden Kultur zu arbeiten macht dies natürlich nicht einfacher. Jedes Departement der Polytechnic versuchte mich für sich zu gewinnen. Ich wurde sogar vom Direktor des Zomba Colleges* eingeladen, um mir die Situation in seiner Schule anzugucken. Von der Seite der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, welche die ThinClients finanzierte, gab es aber keine Widerstände.

8. Wie wurde Edubuntu als Betriebssystem aufgenommen? Gab es auch Befürworter von Windows?
Dies stand zu keinem Zeitpunkt des Projektes zur Diskussion. Da ich der Meinung bin, dass wir vorsichtig beim Aufdrängen von westlichen Vorstellungen sein sollten, sah die Vereinbarung so aus, dass ich der Polytechnic das System mitbringen, vorführen und erklären sollte. Was danach passieren würde, wollte ich nicht beeinflussen. Meinen Informationen zufolge ist das System aber noch immer in Betrieb und wird rege genutzt. Es gibt keinen Grund auf eine proprietäre Lösung umzusteigen, denn diese wäre weder zu finanzieren noch zu betreiben oder gar zu unterhalten.

9. Was war dein schönster Moment oder dein größter Triumph während des Projekts?
Nach einem halben Jahr Vorbereitung und drei Monaten Projektarbeit in einer fremden Kultur ist man schon sehr eingenommen von der Idee und dem Willen, das Projekt abzuschließen. Das „Triumphgefühl“ kommt deshalb etwas später. Ich habe die Gelegenheit genutzt, das Projekt auf dem 23. Chaos Communication Congress (23C3) des Chaos Computer Club in Berlin vorzustellen und für mich selbst noch einmal zu reflektieren. Ich glaube, das war wohl der Moment, den man am ehesten als Triumph bezeichnen könnte.

10. Was war nicht so schön oder was war deine größte Enttäuschung?
Was mich immer wieder enttäuscht hat, ist die Tatsache, dass leider allzu oft westliche Entwicklungshilfe-Organisationen ihre Vorstellungen dem afrikanischen Kontinent aufzwingen. So fördern und erhalten sie in den Entwicklungsländern eine Bettelkultur, die es für die lokale Ökonomie und Bildungseinrichtungen schwierig macht, ihre Eigendynamik zu entwickeln. Man muss schon sehr vorsichtig sein, wo man mit einem Projekt ansetzen und wie man es letztendlich zu Stande bringen will, dass nach Abschluss des Projektes das System noch weiter genutzt und getragen wird.

11. Was hältst du von Projekten, die gebrauchte Computer für Afrika recyceln? Ist dir so ein Projekt vor Ort oder woandersbegegnet?
Ich bin kein Freund des Gedankens, alte Hardware in Schwellen- und Entwicklungsländer zu exportieren. Die Haltung empfinde ich als unehrlich und inkonsequent. Auch eine afrikanische Elite an einer Universität, wie beispielsweise der Polytechnic, verdient es, mit den neusten Technologien zu arbeiten. Es gibt aber zahlreiche Projekte, die gebrauchte Computer nach Afrika schicken. Die amerikanische Botschaft in Lilongwe zum Beispiel hat alten Computermüll an die Polytechnic abgeschoben. Auch in der Schweiz und in Deutschland sind mir derartige Projekte aufgefallen. Ich glaube, dass sie nur dazu beitragen, dass afrikanische Länder in einem „Schlummerzustand“ verharren.

12. Was hältst du von der Initiative „One Laptop Per Child“(OLPC) und ihrem 100-Dollar-Computer?
Ein großer Haken ist, dass die Inspiration hinter diesem Projekt bereits stark westlich geprägt ist. Die Bedürfnisabklärung passierte also aus Perspektive eines westlichen Landes. Das Gerät basiert auf westlichen Anforderungen. Dies ist aber schon von Grund auf falsch: Die Ansprüche an die Technik sind vor Ort ganz andere, als wir uns das aus westlicher Sicht vorstellen. Natürlich funktioniert das rein technische Konzept vollkommen, aber es ist trotzdem untauglich, die Bedürfnisse seiner Zielgruppe abzudecken. Es gibt keine IT-Lösung, die für alle Entwicklungsländer gleichermaßen funktioniert. Ghanas IT-Industrie zum Beispiel ist stabil und funktioniert unabhängig.** Malawi andererseits ist in IT-Sachen massiv abhängig von westlichen Anbietern und damit unselbstständig. So lange solche Abhängigkeiten bestehen, hat ein Projekt wie OLPC in solchen Ländern wenig Chancen. Auch ganz praktische Probleme lassen sich nicht so einfach mit einer Handkurbel lösen: Wo nimmt eine malawische Grundschule den Strom her? Sogar das Trinkwasser muss über zwei Kilometer herangeschleppt werden, die Räume der Grundschule haben kein künstliches Licht und ein Kind, das mit einem Laptop durch die Straßen läuft, würde auf der Stelle überfallen. Auf universitärem Niveau sieht es besser aus — nicht gut, aber besser.

Für uns Westler sieht das OLPC-Projekt außerordentlich interessant aus. Gründe dafür sind die Marketing-Maßnahmen, das GUI der eingesetzten Distribution, die Hightech-Bauteile vom MIT. Sie sind alle westlich und doch ist der Laptop für uns Westler verführerisch und anders. Das OLPC-Projekt ist auch ein Beweis dafür, dass ein Forschungsprojekt aus einem Bildungsinstitut wie dem MIT im Bereich der Informationstechnologie international komplexe und aktuelle politische sowie wirtschaftliche Zusammenhänge erfassen kann, um dann ein Produkt zu konzipieren, welches mit maßgeschneiderter Hardware und Software umgesetzt wird. Nun werden die verfügbaren Communitys und Kanäle zu den verschiedenen Organisationen genutzt, um Marketing zu betreiben. Ein derartiger Beweis ist grandios. Somit hat das OLPC-Projekt auch etwas Gutes und ist an sich dringend notwendig. Auch ein mögliches Scheitern des Projektes kann von Vorteil sein, da es aufzeigen würde, dass westliche Wertvorstellungen und Lösungen nicht überall passen. Die einzelnen Länder müssen „selber“ ihre Probleme formulieren, damit westliche Länder von diesem Schritt an mithelfen und gemeinsam Lösungen entwickeln können.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass hier nicht einfach ein Container Elektroschrott nach Afrika verschifft wird. OLPC ist brandneue Hardware, die speziell für die Entwicklungsländer geschaffen wurde. Hier müssen wir uns aber die Frage stellen: Entwickeln wir für die Entwicklungsländer oder schlussendlich doch wieder nur für uns selbst und unser Gewissen?

13. Deinen Vortrag auf dem Kongress 23C3 hieß „Freie Software – Eine Chance für Afrika?“ Worin genau siehst du diese Chance?
Freie Software bietet die Lösung für eine selbstständige Entwicklung im Bereich von Software und dokumentiertem Wissen. Darum ist der soziale Gedanke in der GPL so stark verankert. Oft wird der Free Software Foundation vorgeworfen, sie sei zu dogmatisch. Aber schlussendlich geht es darum, dass alle die Chance nutzen wollen, an der Bildung, Weiterbildung, Verarbeitung und Verteilung von Wissen und somit Quelleninformation teilzuhaben. Proprietäre, geschlossene Lösungen schaden der Eigenentwicklung, die afrikanische Länder dringend vorantreiben wollen. Wenn westliche Länder auch in Zukunft noch Vertragspartner afrikanischer Länder bleiben und an ihrer ökonomischen Entwicklung teilhaben wollen, sollten sie diesen Ländern die Möglichkeit zur Eigenentwicklung geben.

14. Wie wurdest du Mitglied im Core Team des FSF Europe im vergangenem Jahr und wie sehen deine Aufgaben beim FSFE aus?
Durch mein Engagement in Malawi entwickelte sich ein gegenseitiges Interesse zwischen mir und der Free Software Foundation Europe. Ich wurde dann von Georg Greve angesprochen, ob ich in das Kernteam eintreten wolle. Bisher beschränkte sich mein Engagement auf die Mitgestaltung von Diskussionen und Strategien der FSFE. Zudem vertrete ich stark den Freie Software-Gedanken in und neben meiner Arbeit an der HGKZ.

15. Gibt es die blauen T-Shirts mit dem selbstdenkenden Menschen, die ihr für das Malawi-Projekt gedruckt habt, irgendwo zu kaufen?
Leider wurde nur eine kleine Anzahl dieser T-Shirts in Malawi gedruckt. Die Druckvorlage kann ich aber gerne in meinem Weblog [5] bereitstellen, so dass sie alle unter Berücksichtigung der Creative Commons-ShareAlike-Lizenz verwenden können. Auf den T-Shirts steht übrigens „Anthu Ozindikira amagwirisa ntchito GNU/Linux Software“. Das ist Chichewa, die Sprache, die neben Englisch in Malawi gesprochen wird, und bedeutet: „Selbstdenkende Menschen benutzen GNU/Linux Software“.

Links
[1] http://hgkz.ch
[2] http://gnuhh.org/
[3] http://fsfeurope.org
[4] http://ebund.ch
[5] http://lix.cc/projects/malawi/blog

* Die University of Malawi betreibt fünf Colleges im Land: das Chancellor College in Zomba, die Polytechnic in Blantyre, das Bunda College of Agriculture, das College of Nursing in Lilongwe und das College of Medicine in Blantyre.

** Siehe Artikel aus „Der Bund“ vom 5. März 2007 [4].
elyps

Christian Imhorst hat für das Online-Magazin „Freies Magazin“ ein Interview mit mir gemacht:

1. Erzähl doch bitte zuerst von dir. Wie ist dein beruflicher Werdegang, was machst du heute?
Nach meiner abgeschlossenen Lehre als Landschaftsgärtner und nach gestalterischer Matura habe ich an der École cantonale d’art de Lausanne (Écal) erst Grafik-Design und Cinéma studiert. Abgeschlossen habe ich dann mein Studium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich (HGKZ) [1] im Bereich „Neue Medien“. Das war im Sommer 2005. Bereits während meines Studiums an der HGKZ wurde mir hier eine Stelle als GNU/Linux-Systemadministrator angeboten, wo ich bis heute arbeite. Nebenberuflich engagiere ich mich in der Kunstszene Zürich und der Free Software Foundation Europe (FSFE). Seit 2006 bin ich dort im Kernteam.

2. Wie kamst du zu Freier Software?
Bereits als Kind hatte ich dank meines Vaters, der in den 80er Jahren Systembetreuer von Unix-Umgebungen war, Zugang zum Usenet und zur „Kommandozeile“. Was den Umgang mit Computersystemen angeht, war ich immer der klassische Autodidakt. Das „Bewusstsein“ für die GNU-Bewegung konkretisierte sich jedoch erst während meines Studiums in den „Neuen Medien“. Glücklicherweise hörte Georg Greve [2], der Präsident der FSFE [3], von meinem Engagement in Malawi und dem Projekt, worauf wir uns per E-Mail kennen gelernt haben.

3. Wann und warum warst du zum ersten Mal in Malawi?
Im Rahmen meines Studiums an der HGKZ verbrachte ich 2004 ein Auslandssemester in Malawi. Anfangs plante ich drei Monate an der University of Malawi the Polytechnic verschiedene Dienste und Strukturen aufzubauen und umzustellen. Aus den drei Monaten wurden dann sieben, weil es einerseits viel zu tun gab und ich andererseits schnell Gefallen an der Kultur, dem Land und den Menschen fand.

4. Wie bist du auf die Idee gekommen, an der Polytechnic in Blantyre zwei Computernetzwerke mit Edubuntu einzurichten?
Da ich bereits 2004 intensiv mit dem Bibliothekar der Polytechnic, Martin Thawani, zusammengearbeitet habe, wurde ich schnell mit der Problematik der Verteilung und Zugänglichkeit von Wissen an afrikanischen Schulen vertraut gemacht. Ich wollte bei einem erneuten Projekt sicherstellen, dass insbesondere die Studierenden bei der Nutzung des Internets nicht zu kurz kommen würden. So plante ich für das Projekt, welches dann Ende 2006 stattgefunden hat, zwei Computernetzwerke an der Bibliothek mit Edubuntu aufzusetzen.

5. Warum fiel die Entscheidung auf Edubuntu als Betriebssystem?
Es war schnell klar, dass weder die Universität noch ich selbst die Kapazitäten besitzen würden, zwei Computernetzwerke über längere Zeit zu betreiben und zu unterhalten. Da Wissen über die Debian-Distribution an der Polytechnic bereits vermittelt wird und Ubuntu als „Afrikanische GNU/Linux-Distribution“ bekannt ist, fiel die Entscheidung leicht. Zudem eignet sich Edubuntu wegen des vorkonfigurierten LTSP (Linux Terminal Server Project) hervorragend für ThinClient-Netzwerke. Der Aufwand an der Konfiguration des Systems selber konnte demnach minimal gehalten werden. Übrigens besitze ich bis heute über SSH einen Zugang auf beiden Servern, damit ich regelmäßig per aptitude Systemupdates vornehmen kann.

6. Warum fiel die Entscheidung auf moderne ThinClients?
Ich suchte nach einer Möglichkeit, den Missstand an der Bibliothek der Polytechnic beheben und Wege zu finden, damit die Studierenden leichteren Zugang zu Wissen erhalten. Anfang 2006 wurden dann an Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich alte Citrix Metaframe-Systeme durch neuwertige abgelöst. So kam die Idee, die Bestellung der ThinClients zu vergrößern, um das Malawi-Projekt welche zur Verfügung haben und gleichzeitig die Polytechnic der neuesten Technologie auszustatten. ThinClients ließen sich wegen des geringen Gewichtes relativ kostengünstig nach Malawi transportieren. Außerdem war mir klar, dass die ThinClients nicht so stark unter schwierigen klimatischen Bedingungen leiden würden wie Desktop-Computer.

7. Gab es Widerstände an der Polytech oder von anderer Stelle gegen das Projekt? Wenn ja, wie sahen diese aus?
Es gab Widerstände. Wie auch an europäischen Unis gibt es an der Polytechnic interne Machtspiele. In einer fremden Kultur zu arbeiten macht dies natürlich nicht einfacher. Jedes Departement der Polytechnic versuchte mich für sich zu gewinnen. Ich wurde sogar vom Direktor des Zomba Colleges* eingeladen, um mir die Situation in seiner Schule anzugucken. Von der Seite der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, welche die ThinClients finanzierte, gab es aber keine Widerstände.

8. Wie wurde Edubuntu als Betriebssystem aufgenommen? Gab es auch Befürworter von Windows?
Dies stand zu keinem Zeitpunkt des Projektes zur Diskussion. Da ich der Meinung bin, dass wir vorsichtig beim Aufdrängen von westlichen Vorstellungen sein sollten, sah die Vereinbarung so aus, dass ich der Polytechnic das System mitbringen, vorführen und erklären sollte. Was danach passieren würde, wollte ich nicht beeinflussen. Meinen Informationen zufolge ist das System aber noch immer in Betrieb und wird rege genutzt. Es gibt keinen Grund auf eine proprietäre Lösung umzusteigen, denn diese wäre weder zu finanzieren noch zu betreiben oder gar zu unterhalten.

9. Was war dein schönster Moment oder dein größter Triumph während des Projekts?
Nach einem halben Jahr Vorbereitung und drei Monaten Projektarbeit in einer fremden Kultur ist man schon sehr eingenommen von der Idee und dem Willen, das Projekt abzuschließen. Das „Triumphgefühl“ kommt deshalb etwas später. Ich habe die Gelegenheit genutzt, das Projekt auf dem 23. Chaos Communication Congress (23C3) des Chaos Computer Club in Berlin vorzustellen und für mich selbst noch einmal zu reflektieren. Ich glaube, das war wohl der Moment, den man am ehesten als Triumph bezeichnen könnte.

10. Was war nicht so schön oder was war deine größte Enttäuschung?
Was mich immer wieder enttäuscht hat, ist die Tatsache, dass leider allzu oft westliche Entwicklungshilfe-Organisationen ihre Vorstellungen dem afrikanischen Kontinent aufzwingen. So fördern und erhalten sie in den Entwicklungsländern eine Bettelkultur, die es für die lokale Ökonomie und Bildungseinrichtungen schwierig macht, ihre Eigendynamik zu entwickeln. Man muss schon sehr vorsichtig sein, wo man mit einem Projekt ansetzen und wie man es letztendlich zu Stande bringen will, dass nach Abschluss des Projektes das System noch weiter genutzt und getragen wird.

11. Was hältst du von Projekten, die gebrauchte Computer für Afrika recyceln? Ist dir so ein Projekt vor Ort oder woandersbegegnet?
Ich bin kein Freund des Gedankens, alte Hardware in Schwellen- und Entwicklungsländer zu exportieren. Die Haltung empfinde ich als unehrlich und inkonsequent. Auch eine afrikanische Elite an einer Universität, wie beispielsweise der Polytechnic, verdient es, mit den neusten Technologien zu arbeiten. Es gibt aber zahlreiche Projekte, die gebrauchte Computer nach Afrika schicken. Die amerikanische Botschaft in Lilongwe zum Beispiel hat alten Computermüll an die Polytechnic abgeschoben. Auch in der Schweiz und in Deutschland sind mir derartige Projekte aufgefallen. Ich glaube, dass sie nur dazu beitragen, dass afrikanische Länder in einem „Schlummerzustand“ verharren.

12. Was hältst du von der Initiative „One Laptop Per Child“(OLPC) und ihrem 100-Dollar-Computer?
Ein großer Haken ist, dass die Inspiration hinter diesem Projekt bereits stark westlich geprägt ist. Die Bedürfnisabklärung passierte also aus Perspektive eines westlichen Landes. Das Gerät basiert auf westlichen Anforderungen. Dies ist aber schon von Grund auf falsch: Die Ansprüche an die Technik sind vor Ort ganz andere, als wir uns das aus westlicher Sicht vorstellen. Natürlich funktioniert das rein technische Konzept vollkommen, aber es ist trotzdem untauglich, die Bedürfnisse seiner Zielgruppe abzudecken. Es gibt keine IT-Lösung, die für alle Entwicklungsländer gleichermaßen funktioniert. Ghanas IT-Industrie zum Beispiel ist stabil und funktioniert unabhängig.** Malawi andererseits ist in IT-Sachen massiv abhängig von westlichen Anbietern und damit unselbstständig. So lange solche Abhängigkeiten bestehen, hat ein Projekt wie OLPC in solchen Ländern wenig Chancen. Auch ganz praktische Probleme lassen sich nicht so einfach mit einer Handkurbel lösen: Wo nimmt eine malawische Grundschule den Strom her? Sogar das Trinkwasser muss über zwei Kilometer herangeschleppt werden, die Räume der Grundschule haben kein künstliches Licht und ein Kind, das mit einem Laptop durch die Straßen läuft, würde auf der Stelle überfallen. Auf universitärem Niveau sieht es besser aus — nicht gut, aber besser.

Für uns Westler sieht das OLPC-Projekt außerordentlich interessant aus. Gründe dafür sind die Marketing-Maßnahmen, das GUI der eingesetzten Distribution, die Hightech-Bauteile vom MIT. Sie sind alle westlich und doch ist der Laptop für uns Westler verführerisch und anders. Das OLPC-Projekt ist auch ein Beweis dafür, dass ein Forschungsprojekt aus einem Bildungsinstitut wie dem MIT im Bereich der Informationstechnologie international komplexe und aktuelle politische sowie wirtschaftliche Zusammenhänge erfassen kann, um dann ein Produkt zu konzipieren, welches mit maßgeschneiderter Hardware und Software umgesetzt wird. Nun werden die verfügbaren Communitys und Kanäle zu den verschiedenen Organisationen genutzt, um Marketing zu betreiben. Ein derartiger Beweis ist grandios. Somit hat das OLPC-Projekt auch etwas Gutes und ist an sich dringend notwendig. Auch ein mögliches Scheitern des Projektes kann von Vorteil sein, da es aufzeigen würde, dass westliche Wertvorstellungen und Lösungen nicht überall passen. Die einzelnen Länder müssen „selber“ ihre Probleme formulieren, damit westliche Länder von diesem Schritt an mithelfen und gemeinsam Lösungen entwickeln können.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass hier nicht einfach ein Container Elektroschrott nach Afrika verschifft wird. OLPC ist brandneue Hardware, die speziell für die Entwicklungsländer geschaffen wurde. Hier müssen wir uns aber die Frage stellen: Entwickeln wir für die Entwicklungsländer oder schlussendlich doch wieder nur für uns selbst und unser Gewissen?

13. Deinen Vortrag auf dem Kongress 23C3 hieß „Freie Software – Eine Chance für Afrika?“ Worin genau siehst du diese Chance?
Freie Software bietet die Lösung für eine selbstständige Entwicklung im Bereich von Software und dokumentiertem Wissen. Darum ist der soziale Gedanke in der GPL so stark verankert. Oft wird der Free Software Foundation vorgeworfen, sie sei zu dogmatisch. Aber schlussendlich geht es darum, dass alle die Chance nutzen wollen, an der Bildung, Weiterbildung, Verarbeitung und Verteilung von Wissen und somit Quelleninformation teilzuhaben. Proprietäre, geschlossene Lösungen schaden der Eigenentwicklung, die afrikanische Länder dringend vorantreiben wollen. Wenn westliche Länder auch in Zukunft noch Vertragspartner afrikanischer Länder bleiben und an ihrer ökonomischen Entwicklung teilhaben wollen, sollten sie diesen Ländern die Möglichkeit zur Eigenentwicklung geben.

14. Wie wurdest du Mitglied im Core Team des FSF Europe im vergangenem Jahr und wie sehen deine Aufgaben beim FSFE aus?
Durch mein Engagement in Malawi entwickelte sich ein gegenseitiges Interesse zwischen mir und der Free Software Foundation Europe. Ich wurde dann von Georg Greve angesprochen, ob ich in das Kernteam eintreten wolle. Bisher beschränkte sich mein Engagement auf die Mitgestaltung von Diskussionen und Strategien der FSFE. Zudem vertrete ich stark den Freie Software-Gedanken in und neben meiner Arbeit an der HGKZ.

15. Gibt es die blauen T-Shirts mit dem selbstdenkenden Menschen, die ihr für das Malawi-Projekt gedruckt habt, irgendwo zu kaufen?
Leider wurde nur eine kleine Anzahl dieser T-Shirts in Malawi gedruckt. Die Druckvorlage kann ich aber gerne in meinem Weblog [5] bereitstellen, so dass sie alle unter Berücksichtigung der Creative Commons-ShareAlike-Lizenz verwenden können. Auf den T-Shirts steht übrigens „Anthu Ozindikira amagwirisa ntchito GNU/Linux Software“. Das ist Chichewa, die Sprache, die neben Englisch in Malawi gesprochen wird, und bedeutet: „Selbstdenkende Menschen benutzen GNU/Linux Software“.

Links
[1] http://hgkz.ch
[2] http://gnuhh.org/
[3] http://fsfeurope.org
[4] http://ebund.ch
[5] http://lix.cc/projects/malawi/blog

* Die University of Malawi betreibt fünf Colleges im Land: das Chancellor College in Zomba, die Polytechnic in Blantyre, das Bunda College of Agriculture, das College of Nursing in Lilongwe und das College of Medicine in Blantyre.

** Siehe Artikel aus „Der Bund“ vom 5. März 2007 [4].

Selbstgebaute Windmühle

windmill Ein junger Malawier hat sich seinen eigenen Windmühlengenerator gebaut. Über ein Blog will der Junge mit der Geschichte seine Sekundarschule finanzieren.


Boingboing und auch Soyapi, ein ehemaliger Student der Polytechnic, berichten darüber.

T-shirt Druckvorlage

T-shirt Da nur eine kleine Anzahl der T-shirts zum Projekt gedruckt wurden, stelle ich Anfrage gerne die Druckvorlage für das Malawi T-shirt in das Blog. Hier die Vorlagen für die Vorderseite und die Rückseite. Selbstversändlich unter CreativeCommons-ShareAlike 3.0.
P.S. „Anthu Ozindikira amagwirisa ntchito GNU/Linux Software“ heisst „selbst denkende Menschen benutzen GNU/Linux Software“.

Verwendung von ODF = 70% mehr Festplattenplatz

xls2odf

Die Verwaltung des Kanton Zurich in der Schweiz benutzt immer noch die proprietären Formate wie xls, doc etc. welche vom MS Office Packet ausgehen. Deshalb muss jeder Angestellte des Kanton Zurich die Arbeitsstunden in solch einer proprietären Datei ausfüllen. Heute habe ich zufälligerweise beim Umwandeln der Stundenzettel.xls Datei in eine ODF (Open Document Format) Datei entdeckt, dass die Zeittabelle und ihre Algorithmen auch in diesem Format einwandfrei in Openoffice funktionieren. Und ebenso in Neo Office (auf Mac OS X). Zudem habe ich bemerkt, dass die Dateigrösse um 70% geschrumpft ist, obwohl der Inhalt der Datei exakt der gleiche ist. Dies bedeutet demnach, dass eine Umwandlung einer xls Datei in das odf Format die Datei reinitg und von unnötigem Code sauber hält. Wenn die Verwaltung des Kanton Zurich auf das ISO Zertifizierte ODF Format umsteigen würde, könnten demnach 70% der Speicher eingespart werden, welche beispielsweise für ein weiteres Freie Software Projekt in Malawi verwendet werden könnten. 🙂